Auf dieser Seite werde ich Geschichten niederschreiben, die du nicht ganz ernst nehmen solltest, die aber doch einen wahren Kern beinhalten.
Der wahre Grund !
Herr Wladimir Wladimirowitsch Pudding ist auf der Rückfahrt von einem öffentlichen Auftritt. Er lehnt sich zurück in den Ledersessel seiner gepanzerten Limousine und lässt noch einmal diese Tag Revue passieren. Na ja, es war eigentlich wie jedes Jahr. Er zeigte sich wieder einmal als der große Landes- vater, dem das Wohl seines Volkes am Herzen liegt. Das sorgfältig ausgesuchte Publikum, durchwegs naive Menschen, durften Fragen an ihn stellen und auch Bitten äussern.
So klagte eine Frau, dass ihr Mann arbeitslos geworden sei, weil die örtliche Zementfabrik geschlossen worden sei. Das war natürlich wieder eine
gute Gelegenheit für ihn, den gütigen Landesvater, sich großzügig zu zeigen. Er sagte, er werde selber dafür sorgen, dass diese Fabrik wieder ihre Arbeit auf- nehmen werde. Sowas wird ihm wieder
viel Anerkennung bei dem einfachen Pöbel einbringen. Na, wahrscheinlich hat diese Fabrik einfach nur schlecht gewirtschaftet. Aber wenn sie nach zwei Jahren wieder geschlossen wird, wird das
niemand ihm anrechnen.
Ganz besonders genießt Herr Pudding immer seinen spektakulären Auftritt. Da öffnen zwei Garde- soldaten in historischen Uniformen und hohem Kopfputz die beiden Flügel des riesigen vergoldeten Tores und dann schreitet er, Herr Pudding, hindurch und weiter auf diesem langen roten Teppich, durch den langen Spalier von Untergebenen, die ihn anhimmeln und Beifall klatschen. Als moderner Herrscher trägt er keine pompöse Uniform sondern einen schlichten schwarzen Anzug. Auch verzich- tet er darauf, dass sich die Untertanen vor ihm verneigen müssen.
Auch die letzten Wochen waren sehr erfolgreich für Herrn Pudding. Er hatte diesen kleinen Franzosen Macroneau und den Deutschen Olav Holz nacheinander in den Kreml eingeladen. Die kamen sich sehr klein vor, angesichts all des Prunks hier im Kreml. Und sie fühlten sich doch auch ganz schön gedemü- tigt, als sie nur ganz unten an dem großen ovalen Tisch Platz nehmen durften.
Na, der Olav Holz ist ja ein ganz kleines Würstchen; den hat die Angie voll in der Hand, wegen seiner Korruptions-Skandale. Und wenn er, Herr Pudding, seine Atomwaffen auch nur erwähnt, da wird der richtig hand-zahm. - Da ist der Macroneau schon ein etwas größeres Kaliber, aber auch kein eben- bürtiger Gegner. Der glaubt doch tatsächlich, Herr der "Grande Nation" zu sein. Aber wie "grande" ist diese Nation denn noch wirklich ? Ja, sie haben noch ein paar kleine Übersee-Besitzungen, wie Martinique und Guyana. Aber was ist das schon gegenüber der riesigen russischen Kolonie Sibierien ?
Herrn Puddings Gedanken schweifen ab: Wie schön wäre es doch, wenn die Angie noch die Geschicke Deutschlands leiten würde. Sie beide waren wirklich ein tolles Team; sie kamen ja auch aus der selben Kaderschmiede, KGB bzw. Stasi. Alle Welt glaubte, sie beide seien konträrer Meinung, dabei waren sie die besten Buddies. Das nennt man "perfekte Täuschung". Angie hatte sich nun aus der Politik zurück- gezogen, damit er sein großes Unternehmen ungestört durchführen kann. "Warte, bis ich weg bin", hatte sie zu ihm gesagt, "denn sonst müsste ich ja gegen dich vorgehen". Und meine eventuellen Nach- folger, Laschhut, Bärgeiß oder Holz ... die hab ich alle im Griff.
Die Vorarbeit, dass er sein großes Unternehmen überhaupt durchführen kann, hat sie ja schon 2008 in Bukarest geleistet. Oh ja, die Angie ist eine tolle Frau ! Vielleicht hätte er sie heiraten sollen ... wenn sie nur nicht so hässlich wäre ...
Jetzt möchte Herr Pudding schnell nachhause, denn dort wartet schon seine Geliebte, die zierliche kasachische Gazelle. Er herrscht den Fahrer an, doch etwas schneller zu fahren. Verstohlen holt er ein kleines Döschen aus seiner Jackentasche hervor, entnimmt ihr eine blaue Pille und schluckt sie. Schließlich will er ja eine perfekte Performanz abliefern. Ist ja schon bezeichnend, welche tolle Erfin- dungen die im Westen hervorgebracht haben !
Herr Pudding öffnet die Türe. Die Räumlichkeiten liegen im sanften Halbdunkel. Kein Laut ist zu hören. "Wo bist du denn", fragt er in die Stille. - "Hier", ertönt ein dünnes Stimmchen von ganz hinten aus dem Schlafgemach. Ah, sie fiebert bestimmt schon seinem Auftritt entgegen. Er findet sie auf dem riesigen kreisrunden Bett liegend vor. "Hallo", sagt sie schlicht in ihrem kasachischen Akzent und strahlt ihn an.
Pudding reisst sich sein Gewand vom Leib - hätte sich dabei fast mit der Krawatte stranguliert - und wirft die Sachen achtlos in die Ecke.
Sie hat inzwischen die Decke zur Seite geschoben und liegt da im matten Licht, wobei sich ihre spitzen Formen ihm förmlich entgegen-recken. Auch sein Pavians-Stift ist - westlicher Pharmaprodukte sei´s gedankt - schon in Einsatz-Bereitschaft. Ohne weitere Umschweife wirft sich Herr Pudding auf die zierliche Person vor ihm. Sie schreit erschreckt auf. Auch sein Stift findet sofort sein Ziel.
Hastig beginnt Herr Pudding zuzustoßen, heftig und immer schneller werdend, einem Karnickel gleich. Ja, er ist ein erfahrener Rammler. Er fängt laut an zu stöhnen ... und nach gefühlt 15 Sekunden kommt er zum Schuss. - Danach rollt er sich von ihr herunter auf den Rücken und ringt heftig nach Luft.
"Na, wie war ich", fragt er, immer noch um Atem ringend. - Keine Antwort ! - Nach einer Weile: "Hat es dir gefallen ?" - "Na, ja ..."
Herr Pudding dreht sich zu ihr um, stützt seinen Kopf in die Hand: "Was heißt hier na ja ?" - Unsäglich lange Sekunden Stille. - Dann ihr dünnes Stimmchen: "Ich hab nichts gespürt !"
Diese Aussage trifft ihn wie ein Blitz. Ein paar Sekunden ist er wie erstarrt ... dann holt er aus ... und schlägt ihr voll in´s Gesicht. Sie schreit vor Schmerz auf ... er springt auf und stürzt aus dem Raum.
Herr Pudding hastet nackt den langen Gang entlang im Halbdunkel ... er hat keinen Blick für all den Prunk um ihn herum, den er sonst so liebt ... sein linker Arm rudert in der Luft ... und rumms !
Er liegt voll auf der Nase. Hat er doch tatsächlich die zwei Stufen übersehen ! Er greift sich an die Nase, von der ein stechender Schmerz
ausgeht ... und seine Hand ist voller Blut. - "Oh je, meine Nase", blitzt ein Gedanke in ihm auf, "hoffentlich ist sie nicht demoliert". Er hat doch nächsten Sonntag wieder einen Auftritt vor
großem Publikum. Und er legt großen Wert auf perfektes Aussehen. Oh ja, er ist sehr stolz auf seine schön-geformte Kartoffel-Nase, sein perfektes Profil ... und überhaupt ...
Dann fällt Herrn Pudding ein, was er gerade wollte ... er rafft sich auf und hastet weiter den Gang ent- lang, seinem Büro entgegen. Er greift sich den Hörer des gelben Telefons. "Tuut-tuut", ertönt es aus der Leitung. Ungeduldig trommelt er mit den Fingern auf den Apparat: "Was macht denn der so lange, schläft der vielleicht ?" - "Oh, vermutlich ja ... um diese Zeit". - Seine rechte Hand fängt plötzlich an un- kontrolliert zu zittern und er klammert sich mit ihr am Schreibtisch fest. "Scheiß Alzheimer !"
Endlich meldet sich eine tiefe Stimme am Ende der anderen Leitung: "Ja, Chef ?"
"Schoibu, wir greifen morgen früh an", befielt Herr Pudding mit fester Stimme und versucht das Zittern, das plötzlich seinen ganzen Körper erfasst, zu unterdrücken.
"Aber Chef, das geht nicht", hört er die entsetzte Stimme am anderen Ende, "bedenken Sie die lange Befehlskette. Wir können niemals in dieser kurzen Zeit alle Kommandeure erreichen. Und es ist doch wichtig, dass alle zur selben Zeit angreifen. - Und ausserdem müssen wir auch noch erst die scharfe Munition an die Infanterie ausgeben".
Herr Pudding überlegt. Ja, das weiß er nur zu gut, dass man dem Fußvolk nicht trauen darf, deshalb gibt man in Friedenszeiten keine scharfe Munition aus. Der Tölpel ist gar nicht so einfältig, wie man meinen könnte. Es war also gar nicht so dumm, ihn zum Verteidigungsminister zu ernennen.
"Also gut", hört sich der oberste Feldherr sagen, "dann greifen wir eben übermorgen, am Dienstag an". "Ab fünf-uhr-fünfundvierzig wird zurück-geschossen !"
Herr Pudding knallt den Hörer auf die Gabel und wirft sich ermattet in den Ledersessel. Ihn fröstelt !
Nun beginnt seine große Zeit. Man wird ihn in den Geschichtsbüchern als den Gründer des Groß- slawischen Reiches und Nachfolger von Peter dem Großen verherrlichen.
"UND SIE HAT NICHTS GESPÜRT ..."
(Januar 23)